Wanderausflug 2007

SV Crumstadt Breitensport wanderte bei „Klingenberg am Main“

Crumstadt (gh). Die Wanderung am Samstag, dem 6.10.2007, in den Anfängen des Spessarts, des „Spechtwalds“, rings um die „Clingenburg“ und vor der ersten Mainschlinge, verlief in der strahlenden Sonne eines „goldenen Oktobertags“. Nachdem die Frühstücksbar mit Hausmacher Wurst und heißem Kaffee von der großen Wanderschar völlig leergeräumt war, konnte die insgesamt 17 km lange Strecke angegangen werden.

Direkt hinter der Clingenburg tat sich ein Höhenweg auf, der einen beeindruckenden Panoramablick freigab auf den sich zu unseren Füßen sanft dahin schlängelnden, tief in die Landschaft eingegrabenen Main sowie die Berge und Dörfer des auf der gegenüber liegenden Seite auslaufenden Odenwalds; fast romantische Gefühle taten sich da auf für die „Flachlandtiroler“. Weiter ging es durch abgeerntete Weinberglagen, deren reife Früchte bald den „Feuerstrom der Reben“ entfachen werden, wenn sie in aufnahmebereite Kehlen fließen und dort ihr von den Sonnenstrahlen aufgeheiztes Aroma zur vollen Entfaltung kommen lassen. Langgezogene Anstiege durch hohe Wälder, denen schmale, oft steil abfallende, von den Wassern des Mains vor mehr als 2 Millionen Jahren gebildete Abstiege folgten, ließen uns den zum Odenwald unterschiedlichen Aufbau dieses Gebirgszuges erkennen. Nach etwa 1 ½ Stun-den fanden wir im Tal die Schutzhütte „Am Eisweiher“, die als Möglichkeit einer kur-zen Entspannung und Erfrischung gerne angenommen wurde.

Diese Rast war wohl eingeplant, denn kurz danach sollte ein stetiger, etwa 30 Minuten dauernder Anstieg auf einem geschotterten, von Wanderern nicht gerade geliebten Weg beginnen. Die Mühen des Anstiegs wurden aber mit lautem „Oh“ begrüßt und reichlich belohnt bei dem sich am Ende plötzlich auftuenden grandiosen Blick ins Maintal über Heubach, das in strahlenden Sonnenschein getaucht war.

Hier erfuhren die Wanderer alles Wissenswerte über den heutigen 524 km langen Lauf des Mains von Kulmbach bis Mainz, seine durch den Einschlag eines Meteors in das Nördlinger Ries vor 14, 7 Millionen Jahren erzwungene, in großen Schlingen ver-laufende generelle Fließrichtung von Osten nach Westen, sich dem Gebirge anpassend, das sich schon vorher gebildet hatte. Der Main trat schließlich vor 2.5 Millionen Jahren bei Neu-Isenburg in das Gebiet des Rheingrabens ein, floss nördlich an Groß-Gerau vorbei über Trebur und Laubenheim und mündete bei Bingen in den Ur-Rhein. Vor 400.000 Jahren wurde das Gelände zwischen Darmstadt und Frankfurt durch den Druck der afrikanischen Platte und der Alpen weiter angehoben. Dem Main wurde sein Flusslauf deshalb erneut versperrt. Er staute seine Wasser im Hanauer Becken und bildete dort einen See von der Größe des Bodensees. Als das Hanauer Becken vor 350.000 bis 300.000 Jahren überlief, ergoss sich sein Wasser zunächst wieder in das Bett des Ur-Mains. Es wurde aber in den folgenden 200.000 Jahren durch eine Absenkung der Erdplatte im Raum nördlich von Groß-Gerau immer weiter nach Norden gegen den Taunus in sein heutiges Bett abgedrängt.

Der Main wurde von 1882 bis 1962 ab Mainz bis Bamberg mit 34 Schleusen kanalisiert und schiffbar gemacht. In Bamberg schließt sich der Main-Donau-Kanal mit weiteren 14 Schleusen an. Die Schiffe können ihre Fracht so von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer transportieren. Die Pegel von Main und Rhein berichten uns von vielen Hochwassern, insbesondere vor der Rheinregulierung (1817) und der Main-Kanalisierung, die auch zu zahlreichen Überschwemmungen im alten Neckarbett rund um Crumstadt führten. Eine Vereisung des Mains über 79 Tage im Jahr 1768 (03.01. – 22.03.) nahm Johann Wolfgang von Goethe in seine Tragödie „Faust“ auf in dem bekannten Gedicht „Osterspaziergang“. Ob man daraus auf den Klimawandel schließen kann?

Ein paar Minuten entfernt von diesem schönen Ort machte die fröhliche Wanderschar ihre wohlverdiente Mittagsrast an der Schutzhütte „Am Stutz“ bei einem genau so grandiosen Fernblick. Nun ging es über Feld- und Waldwege, niedriges Birkenholz und Wiesengelände ins Tal zur Paradeismühle. Zwischendurch konnte man die Weite der hochliegenden Spessartlandschaft und -berge genießen. Dort fand man auch einen markanten Punkt, an dem die Wanderer Wissenswertes zur Geologie und Geschichte des Spessarts vernahmen. Dazu gehörte natürlich auch die Räubergeschichte, die Wilhelm Hauff in seiner Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“ (1827) in die deutsche Literatur einführte.

Bild 1An der Paradeismühle stiegen ein paar Wanderer in ein Taxi zur „Clingenburg“, der große Rest aber machte sich auf, bestieg den 306 Meter hohen Berg „Steig“, besuchte den Aussichtsturm und erreichte die Burg schließlich zu Fuß. Bei einem sehr guten Abendessen und der Verköstigung eines köstlich mundenden „Klingenberger Weins“ sowie der Ausgabe von drei Gutscheinen an ausgeloste Frühbucher ging ein sonnenverwöhnter Wandertag zu Ende. Bei der Abfahrt um 20:00 Uhr galt es noch, den Organisatoren Günter und Christine Dahm herzlichen Dank zu sagen für die gute Führung durch den herbstlich bunten Spessart.

Der Verein für Sport und Kultur