SV Crumstadt Breitensport auf Wanderschaft in „unserer schönen Heimat“
Crumstadt (gh). „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ So konnte man es in der Überschrift des Einladungsschreibens zur diesjährigen Wanderung der Abteilung Breitensport des SV 1946 Crumstadt lesen. Unser Ziel hieß „Weinheim an der Bergstraße“. Einige von uns kannten die schöne, fast südländische Gegend und freuten sich, sie wieder erwandern zu können. Nach einer gut halbstündigen Fahrzeit war bereits der Startpunkt am herrlichen Schloßpark erreicht. Hier bestaunte man zunächst die ungefähr 300 Jahre alte und größte Libanonzeder Deutschlands – sie scheint wie geschaffen in einer Laune der Natur. Ihre Zapfen benötigen eine Reifezeit von drei Jahren. Das anschließende Wandern durch den Anfang 1800 im englischen Stil angelegten Schloßpark war ein einprägsamer Genuß. Der Park ist Treffpunkt vieler junger und älterer Menschen. Am oberen Ende des Parks liegt das Mausoleum der Familie von Berckheim, die sich in hohem Maße für die Ausbauten am kurpfälzischen Schloß, dem Schloßpark und der Anlage des Exotenwalds verdient gemacht hat. Der Exotenwald wurde ab 1860 von Christian Freiherr von Berckheim begründet. In dieser Zeit war es Mode, ausländische Baumarten in Parks anzusiedeln. Da Weinheim, wie die Bergstraße überhaupt, einem südlichen Klima mit einer überdurchschnittlich langen Vegetationsperiode recht nahe kommt, pflanzte man im wesentlichen Bäume aus den westlichen USA (z.B. Mammutbäume) sowie Zedern aus dem Mittelmeerraum. Von den ursprünglich einmal angepflanzten 130 Baumarten gingen bei dem ungemein kalten Winter 1879/80 ca. 40 Baumarten ein, so daß der Exotenwald heute immer noch mehr als 80 importierte Baumarten beherbergt. Ein Spaziergang durch dieses wunderbare Refugium der Natur über kommode Wanderwege ist sehr erholsam und für unsere Streß geplagte Generation äußerst empfehlenswert.
Nach den vielen Eindrücken von einer schönen Natur wurde an der Zinkgräfbank, am Rande des Exotenwalds, eine Pause mit Verpflegung aus dem Rucksack eingelegt. Von dort ging es auf einem angenehmen Höhenweg über den Goldkopf zum Kalten Herrgott, einem Bildstock und weiter über Oberkunzenbach, einem malerischen Gehöft, nach Unterflockenbach. Dort bestiegen wir den Bus, der uns nach Buchklingen ins Gasthaus „Zum grünen Baum“ brachte.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause ging es dann wohl gestärkt auf einem schönen Waldweg in der Nähe der Wachenburg (erbaut 1907 – 1928 von den studentischen Korps von TH und Uni) vorbei, über den Donnersbergblick zur Burgruine Windeck. Die Burg wurde 1107 durch das Kloster Lorsch zu deren Schutz erbaut und 1674 von den Franzosen zerstört. Sie zerfiel dann immer mehr und wurde zeitweilig als Steinbruch genutzt. Heute steht sie im Eigentum der Stadt Weinheim. Die dortige Burgschänke ist eine Augenweide und steht für festliche Anlässe zur Verfügung. Der Blick von der Burg über Weinheim und die Rheinebene erfreut des Wanderers Herz und entlohnt ihn reichlich für den zurückgelegten Weg.
Es war zwischenzeitlich ungemütlich kalt geworden. Dunkle Wolken zogen drohend am Himmel über der Rheinebene auf und öffneten ihre Schleusen gerade als wir den Ortseingang von Weinheim erreicht hatten.
Einer der Höhepunkte, der das besondere Flair von Weinheim ausstrahlt, ist der Aufenthalt auf dem historischen und einzigen schrägen Marktplatz von Deutschland. Trotz des aufkommenden Regens fanden wir alle einen trockenen Platz und genossen die Zeit unter hohen Arkazien sitzend bei einer guten Tasse Kaffee. Von hier hat man einen herrlichen Blick zu den beiden Burgen. Ein wunderbares Gefühl erfaßt den Betrachter in dieser scheinbar südländischen Umgebung, der Menschen zum Schwärmen bringt. So soll Josef II., der Sohn Maria Theresias, im Jahre 1764 auf der Fahrt zur Kaiserkrönung nach Frankfurt, die „Strata Montana“ entlang fahrend, ausgerufen haben: „Hier beginnt Deutschland, Italien zu werden.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Die immer mehr aufkommende Kälte veranlaßte die zuvor erhitzten Wanderer, sich rechtzeitig zu unserem Abschlußlokal, der „Woinemer Hausbrauerei“, zu begeben. Hier ging in zünftigem Ambiente bei ausgewählten Speisen und einem guten Tropfen aus der hauseigenen Brauerei ein wohltuender Tag in „unserer schönen Heimat“ zu Ende.
Christine und Günter Dahm sei herzlich gedankt für die gute Organisation und Führung durch eine bezaubernde Landschaft.
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